Stadtbrand im Jahre 1839

Am Samstag, dem 24. Juni 1839 brannten in Neustadt 179 Häuser ab

Pfarrer Albert Greiner berichtet im zweiten Band seiner „Geschichte der Stadt und Pfarrei Neustadt“ von einer entsetzlichen Feuersbrunst, die am Johannistag 1839 einem Montag, mittags um 12:45 Uhr losbrach. Die Unglücksstelle befand sich im Hause des erst 1838 zugezogenen Färbermeisters Gustav Kuder das in nordöstlicher Richtung dem Brunnen am Viehmarkt (heutiger Alexandrinenplatz) gegenüber stand. Schon seit 14 Tagen war eine sehr trockene Witterung gewesen.
Am Johannistag selbst wehte ein heftiger Westwind, der gegen Mittag sturmähnlich wurde. Ein Großteil der Einwohner befand sich auf den Feldern und Wiesen. Obwohl das Feuer von den Zurückgebliebenen sofort bemerkt und mit den damals sehr bescheidenen Mitteln bekämpft wurde, konnte es nicht aufgehalten werden. Das wahrscheinlich durch Holzkohlefunken aus dem nahe an der mit Brettern beschlagenen Giebelwand des Kuder’schen Hauses aufgeführten Schlot des Schmiedemeisters Georg Bauersachs verursachte Feuer wurde durch eine große Menge auf dem Boden liegenden dürren Holzes genährt.

Brandplatz 1839
Der Brandplatz nach einer Bleistiftspitze des Zeichenlehrers Rau, gemalt von Professor Max Derra

Angetrieben durch den heftigen Südwestwind loderten die Flammen über den Dachstuhl empor und ergriffen die darunterliegenden Häuser und Nebengebäude deren Dächer damals größtenteils mit Strohwischen eingedeckt waren.
Infolge des Sturmes verbreitete sich das Feuer mit rasender Geschwindigkeit und übersprang einzelne Straßen. Schon nach einer Stunde stand ein großer Teil der Häuser in der Toten-, Mittel- und Organistengasse (heute Kirch-, Wilhelm-und Augustastraße) in Flammen. Sogar die am Ostende der Stadt gelegenen und von dieser völlig abgeschnittenen Scheunen und Kellerhäuser am Muppberg wurden ein Raub des wütenden Elements.
Jammer- und Hilfeschreie erfüllten die Luft. Die Glocken des Rathauses und der Stadtkirche riefen die Bewohner der Ortschaften um Hilfe. Obwohl an die 60 Spritzen nach und nach ankamen, standen die mutigen Männer und Frauen dem Flammenmeer machtlos gegenüber.
In der Beschreibung des Stadtbrandes im Heimatblatt „Rund um den Muppberg“ vom 26. Juni 1929 ist von der großen Anstrengung der braven Sonneberger und Oberlinder die Rede, welche mit Spritzen und-Löschgeräten im Marsche herbeieilten und das Justizamtsgebäude und durch dieses den ganzen dahinter liegenden vierten Stadtteil retteten.

Hilfeaufruf der Stadt Coburg
Aufruf der Stadt Coburg (ähliche Aufrufe wurden in allen größeren Städten in der Nachbarschaft Neustadts veröffentlicht.

Als die Feuersbrunst immer schlimmer wurde, eilten die betroffenen Männer und Frauen mit ihrer Habe die Kirchgasse (heute Glockenberg) hinauf um sich bei der Kirche in Sicherheit zu bringen. Gegen 13.45 Uhr zeigten sich bereits die ersten Rauchwölkchen an der Spitze des Rathausturmes (ehemals Elektro-Volk). Bald danach brannte der Rathausturm lichterloh und wenige Augenblicke später auch die Kaplanei.
Gegen 14.50 Uhr begann auch des Kirchturmes Spitze zu brennen, und um 16 Uhr stürzten die Glocken des Turmes, dessen Bau an der Stelle eines alten am 26. August 1787 vollendet worden war, auf das Kreuzgewölbe. Bald lag auch die Superintendentur und ein Teil der Heubischer Straße in Asche. Dagegen gelang es, das 1833 eingeweihte neue Schulhaus am heutigen Glockenberg zu retten. Um die Rettung machte sich die Coburger Feuerwehr verdient, die unter der Leitung Herzog Ernst I. und seiner Söhne Ernst und Albert stand.
Abends um 17 Uhr glich die Stadt einem Feuermeer. Die hoch emporlodernden Flammen, die schwarzen Rauchsäulen, das Zusammenstürzen der Häuser, das Rasseln der Spritzen, das Rufen und Schreien der Rettenden, das umherirrende Vieh, die vielen ihres Obdachs beraubten Menschen und die weinenden Frauen und Kinder prägten die Szene.
Nach fünf furchtbaren Stunden lagen abends um 18 Uhr von 226 Häusern 179 sowie 19 Stadel und mehrere Hundert Hinter- und Nebengebäude in Schutt und Asche. Von etwa 2100 Einwohnern waren 1400 obdachlos geworden und mußten zum größten Teil die erste Nacht unter freiem Himmel im „Gründla“ und im „Grüntal“ zubringen. Aus dem Rathaus wurden nur die Lehens-, Consens-und Hypothekenbücher gerettet, das ganze Ratsarchiv verbrannte.
Aus der Kirche konnten die Abendmahlsgefäße, einige Agenden und Gesangbücher, Bibel, Kruzifix, Altarleuchter, Kronleuchter und das Taufbecken gerettet werden. Die Abgebrannten hatten so gut wie nichts gerettet, und der Schaden wurde auf 500 000 Gulden angeschlagen. Aber auch Menschenleben kostete der Brand. Die Witwe des Bäckermeisters Friedrich Witthauer hatte sich in den Keller ihres Schwiegersohnes geflüchtet und war dort erstickt. Ferner verbrannten zwei Kinder, der sechsjährige Sohn des Lithographen Christoph Schindhelm und das etwa ein Jahr alte Söhnchen des Rotgerbers Christoph Süssenguth.

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